Das Historienbild zeigt den hitzigen Höhepunkt des Marburger Religionsgesprächs von 1529: Martin Luther, Huldrych Zwingli und weitere Reformatoren, Philipp den Großmütigen und Professoren der Marburger Universität.
Verhandelt wurden die Grundüberzeugungen des protestantischen Glaubens und die zentrale Frage, ob der Leib Christi beim Abendmahl wahrhaftig zugegen oder nur im symbolischen Sinne anwesend sei. Landgraf Philipp der Großmütige hatte ins Marburger Landgrafenschloss geladen, um ein gemeinsames Glaubensbekenntnis auszuarbeiten und so die Kräfte der Reformationsbewegung gegen Kaiser und Papst zu bündeln. Die am 1. Oktober 1529 begonnenen Gespräche endeten zwei Tage später ohne Einigung in der Abendmahlsfrage. Luther berührt in Noacks Gemälde mit seinem Zeigefinger eine Schrift, die aus dem Griechischen übersetzt »das ist (mein Leib)« bedeutet. Auf diese Weise wird Luthers Auslegung des Abendmahls mit der Überzeugung einer realen Präsenz Christi bildlich wiedergegeben. Zwingli hingegen zeigt mit seinem Finger nach oben und argumentiert so für eine rein symbolische Anwesenheit Christi. Anders als auf dem Gemälde fand das tatsächliche Religionsgespräch nicht im prachtvollen Fürstensaal des Schlosses statt, sondern wahrscheinlich in einem Raum des Südflügels. (DB)
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