Mit ihren grünen, roten und cremefarbenen Auflagen auf dunkelbraunem Grund entspricht das wohl als Marmeladendose genutzte Gefäß der typischen Farbgebung der »Marburger aufgelegten Ware«. Das gehobene Gebrauchsgeschirr war sowohl im ländlichen Raum Marburgs verbreitet als auch als Exportprodukt nachgefragt.
Die Beschaffenheit des regional abgebauten Tons ermöglichte die besondere Technik des Auflegens, bei der aus Ton geformte Dekorelemente auf die noch ungebrannten Gefäße aufgesetzt wurden. Der Arbeitsschritt dieser für den Marburger Raum spezifischen Verzierungstechnik wurde hauptsächlich von Frauen ausgeführt. Zu ihrer Hochzeit besiedelten die Töpferinnen ganze Straßenzüge: In den wassernahen Stadtgebieten Weidenhausen, in der Ketzerbach und im Pilgrimstein fanden sie optimale Bedingungen für ihre Werkstätten vor. Trotz überregionaler Nachfrage sanken die Gewinne im Laufe des 19. Jahrhunderts, sodass viele Töpferinnen in prekären Verhältnissen lebten. Um dem Trend entgegenzuwirken, wurden zwar Bestrebungen unternommen, die Produkte qualitativ hochwertiger zu gestalten, Versuche, die Produktionsprozesse selbst zu optimieren, scheiterten jedoch. (RG)
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