Der Deutschordensbezirk rund um die Elisabethkirche, gegründet 1235, gehörte rechtlich weder Hessen noch Marburg, sondern den Deutschrittern, die Kaiser und Papst unterstellt waren. 1809 wurde der Orden aufgelöst, der Besitz aufgeteilt. Kirche und Hospitalbereich wurden hessisch, das Wirtschaftsgelände an die Familie Hoffmann verkauft. Als Marburg über den Deutschordensbezirk hinauswuchs, entstand so ein Landgut mitten in der Stadt.
Als Zeitungsverleger, Gegner des Nationalsozialismus und Heimatforscher gehörte Hermann Bauer (1899–1986) zu den bekannten Marburger Persönlichkeiten. Sein Modell des Deutschordensbezirks schuf er als politisch Verfolgter. Bei dieser unverdächtigen Beschäftigung stützte er sich auf den 1734 erstellten sog. »Schönborn-Plan« des Bezirks und der Bauten. Zusätzlich benutzte er Fotos, die Ludwig Bickell u.a. vor dem Abriss der Wirtschaftsgebäude im Jahr 1901 aufnahm. Wenig später veränderte der Bau der Deutschhausstraße das Gelände, und um 1935 starben auch die Zeitzeugen, die den Wirtschaftshof noch gekannt hatten. Das Modell zeigt den Bezirk vor den Zerstörungen des Siebenjährigen Krieges, dem z.B. die Firmaneikapelle und der Fruchtspeicher zum Opfer fielen. (CB)
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