Das Schwert vom Marburger Biegeneck wurde 1994 auf der Großbaustelle »Lahncenter« entdeckt und ist bis heute das einzig bekannte mittelalterliche Schwert aus Marburg. Die zweischneidige Hiebwaffe lässt sich auf die Zeit um 1200 datieren und ist zu drei Vierteln erhalten. Die ursprüngliche Spitze von etwa 10–15 Zentimetern fehlt.
Beide Seiten tragen Inschriften: die Formel »S O S« auf der einen, und eine nicht eindeutig erkennbare Buchstabenfolge auf der anderen Seite. Aufgrund der hier wiederkehrenden Buchstabenkombination »SDX«, lässt sich die Klinge einem besonderen Typ von Inschriftenschwertern zuordnen, der aus diesem Datierungszeitraum extrem selten erhalten ist. Bei den Inschriften handelt es sich wahrscheinlich um die christlichen Anrufungen Gottes »Sanctus O Sanctus« und »Sanctus Dominus Xristus«. Die Kombination halbwegs verständlicher religiöser Abkürzungen und völlig obskurer Buchstabenfolgen in Schwertinschriften ist im Hochmittelalter weit verbreitet und lässt nicht unbedingt auf einen geistlichen Besitzer schließen. Trotzdem erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass die Waffe einem Mitglied des Deutschen Ordens gehörte. (LP)
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